Hast du dich jemals für deine Narben geschämt oder sie versteckt?

Die Narben, die ich von den Operationen behalten habe, verlaufen über meinen gesamten Bauch, dazu kommen zahllose kleine Punkte, an denen ich irgendwann mal für Schläuche oder mit einer Nadel durchlöchert wurde. 
Mein Bauch wurde inzwischen drei Mal geöffnet, zwei Mal für die Transplantationen und einmal für die Neuanlegung eines Gallenganges. Beim ersten Mal war die Narbe ganz fein und hell, noch dazu überraschend gleichmäßig,"wie gemalt" sagt meine Mutter immer.
Zwei Operationen später sieht das natürlich anders aus. Sie ist an manchen Stellen knubbelig oder wirkt gerissen. Aber das finde ich nicht schlimm, ich finde, dass diese Narbe echt ist. Sie steht für das, was ich auf mich genommen habe, um das Leben führen zu können, das ich jetzt habe. Was sollte mich stolzer machen?
Als ich mein Tattoo hab stechen lassen, meinte sie zu mir: "Die ist echt schön, weißt du, manche lassen sich so etwas sogar mit Absicht verpassen und sorgen dafür, dass sie extra schlecht verheilt." Wenn das so ist, liege ich also sogar im Trend. 
Davon abgesehen habe ich noch dutzende weitere Narben, an der Hüfte, den Oberschenkeln, den Beinen und am Po. Es sind ziemlich grobe Risse, an Stellen, wo mein Gewebe nachgelassen hat. Nach der zweiten Transplantation haben meine Nieren versagt und innerhalb weniger Stunden waren 10 Kilo Wasser in meinem Körper verteilt und ich hing an der Dialyse. Dass das nicht spurlos an einem vorbei geht ist selbstverständlich. Meine Nieren haben nach zwei Tagen wieder eingesetzt (Applaus an euch, dass ihr wieder dabei seid!) und seitdem haben sie auch keine Probleme mehr gemacht. 
Diese Narben konnte ich nicht so leicht akzeptieren, auch wenn ich sie mir genauso sehr verdient habe wie meinen "Mercedesstern". 
Doch ich hab sie mehr als Schönheitsmakel gesehen und habe alles versucht, sie so wenig wie möglich sehen zu lassen. Oft genug hab ich mich in dem Punkt mit anderen vergleichen und das hat mich ziemlich runtergezogen. 
Allerdings leben wir zum Glück in der Generation von Body Positivity und Anti-Bodyshaming, inzwischen stehen die meisten Frauen zu ihren Makeln und damit auch ihren Dehnungsstreifen. Im Endeffekt geht es mir also nicht anders als dem Rest der Welt.
Außerdem habe ich auch noch nie erlebt, dass sich jemand wirklich an meinen Narben gestört hätte. 
Fremde im Schwimmbad gucken vielleicht komisch, aber wirklich zu sehen bekommen sie ja nur Menschen, die mir nahe stehen (und für die ich mich ausziehe) und die habe ich einfach mal gefragt. 
Einige waren erst überrascht, aber für niemanden war es ein Problem und nach einer Weile sind sie wohl kaum noch aufgefallen. Von daher kann ich einfach weiter glücklich sein mit dem Körper, den ich habe. Einen neuen bekomme ich so oder so nicht. 

Kommentare

  1. Ein sehr beeindruckender Blog mit krassen Texten, die wunderbare Botschaften vermitteln

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen